Ökologische Wasserbewirtschaftung

Trinkwasserversorgung und Entsorgung der Niederschlagswässer

 Die Natur schafft durch eine perfekt funktionierende Kreislaufwirtschaft eine ständige Erneuerung, ohne daß dabei etwas verloren geht. Der Wasserkreislauf sorgt durch ständig wiederkehrendes Spiel des Niederschlags, der Verdunstung, der Bodenpassage für ein beständiges Dargebot an sauberem Wasser, wenn er nicht, wie auch hier leider der Fall ist, durch menschliche Eingriffe gestört wird.

 

 Jährliches Grundwasserdefizit 35 Milliarden m3

Durch die Urbanisierung unseres Lebensraums haben wir tiefgreifende Änderungen im Naturhaushalt geschaffen. Versiegelte Flächen durch Überbauung oder Befestigungen mit Schwarzdecken, Beton u.ä. verhindern den Eintritt der Niederschläge in den Boden. Verdichtete Böden, die vor allem im landwirtschaftlichen Bereich zu finden sind, verlieren so sehr an Durchlässigkeit, so daß hier bei Starkregen ein großer Teil der Niederschläge als Oberflächenwasser abläuft. Dieser Oberflächenablauf findet dann seinen Weg in Kanäle, Gräben, Bäche und weiterführende Gewässer, die schließlich alle irgendwann im Meer münden. Diese Wassermengen sind für uns verloren.

Stellt man eine Berechnung auf, die allein auf dem Anteil der versiegelten Flächen in der Bundesrepublik, das sind derzeit etwa 10%, fußt, also ohne Einbeziehung der verdichteten Böden, so wird die Größe dieses Problems deutlich. Diese 10% sind eine Gesamtversiegelungsfläche von 35.000 km3, woraus sich dann ein jährliches Grundwasserdefizit von 35 Milliarden m3 errechnet.

 

 Verkürzte Bodenpassage verschlechtert die Wasserreinigung

Diese Situation verschärft sich natürlich in den Ballungsgebieten, wo wie z.B. in Berlin über 70% des Bodens mehr oder weniger versiegelt sind. Hier stehen sich Grundwasserneubildung und Wasserbedarf mit einem gewaltigen Defizit gegenüber, was zu verbraucherfernen Versorgungsanlagen mit notwendigerweise hohen und konzentrierten Entnahmen führt. Die weitere Folge davon sind einschneidende negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt und meist hoher Energieverbrauch für die Wasserförderung über weite Entfernungen. Zudem beschleunigen hohe und konzentrierte Entnahmen  den Grundwasserfluß und dies hat i.d.R. negative Auswirkungen auf die Wasserqualität, da sich die Verweildauer in der Bodenpassage verkürzt und damit auch der Reinigungsprozess.

Die Verschlechterung der Wasserqualität zwingt die Betreiber der Vorsorgungsanlagen zu einem erhöhten Einsatz von Filtertechnik und Chemie zur Trinkwasseraufbereitung.

Hilfsmaßnahmen sind auch die Entnahme von Oberflächenwasser oder Uferfiltrat und die Entnahme aus Tiefbrunnen. Diese Maßnahmen sind nicht unproblematisch, da, Oberflächenwasser und Uferfiltrat nicht, oder nur in verschwindend geringen Mengen, in Trinkwasserqualität zur Verfügung steht und deshalb aufwendig aufbereitet werden muß. Bei der Entnahme aus Tiefbrunnen verbrauchen wir Reserven, deren Erneuerung weder wir, noch unsere nächsten Nachkommen erleben werden, da es sich um Zeiträume von mehreren tausend Jahren handelt.

 

Quantitative Verminderung durch Schadstoffeinträge

Bodenverdichtungen und  versiegelte Flächen sind nicht die einzigen Gründe für Probleme in der Trinkwasserversorgung. Zur Verminderung des Grundwasserbestands tragen auch die Uferverbauungen der Flüsse bei, die ehemalige Versickerungsflächen ausschließen und den Wasserablauf beschleunigen.

Schadstoffeinträge in Böden und Gewässer verschlechtern die Wasserqualität, was wiederum eine quantitative Minderung bedeutet, da nur ein Teil dieser Wässer einigermaßen rationell als Trinkwasser wieder aufbereitet werden kann

 

Nahezu gleiche Problematik bei der Entsorgung der Niederschläge

Nahezu die gleichen Gründe stehen für die Probleme bei der Entsorgung der Niederschläge.

Die Entsorgungseinrichtungen, wie Abwässerkanäle, Regenrückhaltebecken und Kläranlagen werden oder sollen  so dimensioniert sein, daß sie die häufig auftretenden Spitzenabflüsse verkraften können. Zur Berechnung werden Aufzeichnungen zurückliegender Jahre herangezogen. Werden die Niederschlagsmengen dieser Jahresspitzenregen aber übertroffen, was sich immer wieder mal ereignet, kommt es zum Rückstau im System und Überlauf in die Vorfluter. Besonders unerfreulich ist dies, wenn es sich um  Mischkanalisation handelt, weil hier auch die häuslichen Abwässer mit überlaufen und Bäche oder Flüsse, gelegentlich auch ein anderes Gewässer verunreinigen. Die Hochwassergefährdung erhöht sich damit und auch die Gefahr der Grundwasserverunreinigung in den Überflutungsflächen.

Klärwerksbetreiber haben Ihre Probleme mit dieser Sachlage. Durch Ausschwemmungen der Klärbecken wird die Funktion der biologischen Stufe stark geschädigt  Die Bakterien, die hier Ihre Arbeit tun und Schadstoffe zersetzen, werden mit ausgeschwemmt. Sie stehen damit sozusagen für eine Weiterarbeit nicht mehr zur Verfügung und es dauert einige Zeit bis sich dieser "Mangel an Arbeitskräften" wieder einpendelt.

 

Retentionswirkung einer Regenwasseranlage

Die Regenwassernutzung kann neben bzw. im Verbund mit anderen Maßnahmen einen wichtigen Platz einnehmen. Neben der Einsparung wertvollen Trinkwassers trägt die Regenwassernutzung mit Ihrem Rückhaltepotential auch zur Verminderung der Spitzenabflüsse bei.

 

Probleme mit  der  Trinkwasserversorgung und der Entsorgung von Niederschlagswasser:

Gründe:

Folgen:

Wirksame Gegenmaßnahmen:

 

Beispiel Bodenverdichtungen und Schadstoffeinträge:

Unverdichteter Boden:

  • Bei Starkregen gehen geringe Mengen als Oberflächenabfluß verloren.
  • Der Niederschlag steht nach Bodenpassage als sauberes Grundwasser zur Verfügung.

 

Verdichteter Boden, versiegelte Flächen:

  • Bei Starkregen läuft der Niederschlag zum größeren  Teil  als Oberflächenwasser ab.
  • Das Grundwasserdargebot vermindert sich.

 

Verdichteter Boden, Schadstoffeinträge:

  • Bei Starkregen läuft der Niederschlag zum größeren  Teil  als schadstoffbelastetes Oberflächenwasser ab. Schadstoffe dringen in das Grundwasser ein.
  • Das Grundwasserdargebot vermindert sich.
  • Die Grundwasserqualität verschlechtert sich.